Niemand hat wohl den Herbst schöner heraufbeschworen als Stefan George (1869-1933), der ein bisschen in Vergessenheit geratene "deutsche Mallarmé". In der Gedichtsammlung "Das Jahr der Seele" (1897) lässt er in den Versen "Nach der Lese" die Farbenpracht einer herbstlichen Landschaft vor den faszinierten Augen des Lesers erstehen, und da es wieder einmal -so schnell geht der Sommer ins Land- Zeit für die Weinlese ist, sollten wir auch das Lesen nicht vergessen:
Komm in den totgesagten park und schau:
Der schimmer ferner lächelnder gestade
Der reinen wolken unverhofftes blau
Erhellt die weiher und die bunten pfade.
Dort nimm das tiefe gelb - das weiche grau
Von birken und von buchs - der wind ist lau
Die späten rosen welkten noch nicht ganz
Erlese küsse sie und flicht den kranz
Vergiss auch diese letzten astern nicht
Den purpur um die ranken wilden reben
Und auch was übrig bleibt von grünem leben
Verwinde leicht im herbstlichen gesicht.